Die Anatomie des Kanus

Die Rumpfkontur

Wichtiger als Seitenhöhe, Breite oder Länge alleine ist die Art, wie diese zur Gesamtkontur zusammenspielen. Der Schlüssel für das Fahrverhalten eines Kanus liegt darin, wie diese Rumpfform sich durch das Wasser bewegt. Das Kanu wirkt als Wasserverdränger - der Steven am Bug teilt das Wasser, das am Ende, dem Heck wieder zusammengeführt wird.

Der Wirkungsgrad hängt davon ab, wieviel Reibungswiederstand der Rumpf verursacht. Ein halbkreisförmiger Querschnitt liefert die geringste benetzte Oberfläche, aber seine Instabilität schränkt diese Rumpfform auf reine Rennboote / Wettbewerbsboote und glatte Wasseroberfläche ein.

Ein Boot mit flachem Boden hat die größte benetzte Oberfläche, kann aber am meisten Zuladung vertragen. Es kann auch sehr schnell in jede Richtung gedreht werden. Diese seitliche Manövrierfähigkeit macht es aber schwieriger das Boot auf geradem Kurs zu halten. Und das Boot ist auch langsamer wegen seiner hohen Reibung. Da sich die Verdrängung über eine große Fläche verteilt erhält man den Eindruck, daß ein flacher Boden sehr stabil im Wasser liegt. Allerdings gilt das nur, solange das Wasser ruhig ist. So ein Boot lässt sich als Fracht tragendes Kanu vertreten, aber als Sportboot ist es ungeeignet, sobald das Wasser bewegt ist.

Der Boden mit flacher Krümmung oder elliptischer Kontur ist ein guter Kompromiss zwischen Halbkreisform und flachem Boden. Diese Form bietet eine gute Anfangsstabilität und ist besser auf Kurs zu halten als Boote mit flachem Boden.

Ein leicht V-förmiger Boden vergrößert den Tiefgang etwas und verursacht eine leichte Vergrößerung der benetzten Oberfläche (langsamer). Aber wie auch der schwach gerundete, bietet der V-förmige einen großen Stabilitätsumfang. Es lässt sich zudem noch besser auf Kurs halten, da das V wie ein Kiel wirkt. Im Gegesatz dazu veringert dies aber die Drehfreudigkeit.



Die Kielkontur

Aber auch die Kielkontur selbst wirkt sich auf die Manövrierfähigkeit und Kursstabilität aus. Ein gerader Kiel, der vom Steven am Bug bis zum Heck reicht, verleiht dem Kanu eine gute Spurtreue und lässt sich leicht paddeln, aber schwer wenden. Eine Kielkontur, die von der Bootsmitte zu den Enden hin stark aufholt, bewirkt daß sich das Boot gut um den Mittschiffsbereich dreht. Je stärker der Kielsprung wird, umso kürzer wird die Wasserlinie des Kanus und umso leichter lässt es sich seitlich drehen. Im Gegenzug bewirkt dies, daß das Mittschiff die meiste last zu tragen hat und tiefer einsinkt, als mehr Reibung verursacht, was das Kanu langsamer macht. Ein Kompromiss ist, daß nur die KielENDEN leicht ansteigen, was im unbeladenem Zustand zusätzliche Wendigkeit verleiht, bei mehr gewicht und mehr Tiefgang kommen auch die Kielenden tiefer ins Wasser und verleihen besseren Geradeauslauf.


Eine weiter Charakteristik sind der Steven an den beiden Bootsenden. Diese prägen stark das optische Erscheinungsbild, haben aber ebenfalls Einfluß auf das Fahrverhalten. Ein steiler Steven fällt sofort zur Wasserlinie ab und verlängert bei gleicher Gesmtlänge des Bootes die effektive Wasserlinie, was eine bessere Spurtreue ergibt. Ein stark zurückgeholter Steven ist traditionell sehr attraktiv, erhöht aber die Anfälligkeit auf Seitenwind.

Von oben gesehen ergibt ein Steven mit schlankem Vorschiff einen kleinen Wasserlinien-Eintrittswinkel der die Wellen eleganter teilt und größere Geschwindigkeit bei weniger Kraftaufwand bietet. Im Gegenzug verringert sich die Zuladung. Ein plumperes Vorschiff ist langsamer, bietet aber mehr Platz für den vorderen Paddler, sowie mehr Zuladung.


All diese Faktoren sollen einen Überblick über die Eigenschaften und den Verwendungszweck liefern. Bei Beurteilung deiner Verwendung für See, Wanderfluß, Wildwasser, Allroundboot kann somit schon eine Vorauswahl getroffen werden.

Für genauere Beschreibungen helfen meist die Bootsanbieter mit genauen Produktbeschreibungen weiter.

Dann muß nur noch die Materialfrage geklärt werden. --> Materialtypen